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Steigende Wohnkosten: Mit diesen Maßnahmen lassen sie sich eindämmen

Günstiger wird Wohnen kaum werden – mittelfristig wohl eher deutlich teurer. Dagegen sollten Hausbesitzer schon jetzt handeln und sich sowohl unabhängiger als auch sparsamer machen. © Foto: stock.adobe.com © schulzie

Was die Versorgung eines Gebäudes mit dem Notwendigen und Angenehmen anbelangt, ist Deutschland schon länger eine der teuersten Nationen des Planeten. Für viele Experten ist die Spitze des Eisbergs jedoch noch längst nicht erreicht – unter anderem durch den Klimawandel und den stockenden Ausbau der Erneuerbaren. Doch es gibt einiges, das Hausbesitzer heute tun können, damit ihnen morgige und übermorgige Kostensteigerungen weitgehend egal sein können – oder sie wenigstens nicht mit voller Wucht treffen.

1. Moderne Haushaltstechnik:

Derzeit sind die Preise für Haushaltsstrom, wenigstens bei Neuverträgen, wieder ungefähr auf Vorkriegsniveau. Zwar im internationalen Vergleich sicherlich nicht günstig, aber wenigstens erträglich(er). Das allerdings könnte nur eine Momentaufnahme bleiben.

Die beiden Gründe dafür:

  1. Insbesondere aufgrund des verstärkten Einsatzes von Elektroautos und Wärmepumpen wird der elektrische Gesamtverbrauch des Landes in den kommenden Jahren stark ansteigen.
  2. Die erneuerbaren Energien müssen deshalb umfassender ausgebaut werden, als wenn sie nur den derzeitigen Verbrauch zu decken hätten.

Das ist der große Knackpunkt: Deutschland muss es schaffen, die Erneuerbaren stark und schnell auszubauen. Gelingt das nicht, wird die Lücke mit Gaskraftwerken gefüllt werden müssen. Bei denen ist nicht nur der Brennstoff teuer, sondern muss obendrein noch die CO2-Bepreisung einkalkuliert werden. In Worst-Case-Szenarien könnte das deshalb zu einem Strompreis von bis zu 80 Cent pro Kilowattstunde führen.

Angesichts dessen ist maximale Unabhängigkeit und Verbrauchsreduktion das Gebot der Stunde. Der erste Schritt dorthin ist moderne Technik. Alles im Haus, was Strom (und ferner andere Energien) verbraucht, sollte so wenig wie möglich davon verbrauchen. Das neue Energieeffizienz-Label, das seit 2021 und bis 2030 für alle Produktgruppen eingeführt wird, ist der perfekte Anhaltspunkt dafür.

Die Lösung ist einfach: Je besser die heutige Einstufung, desto langzeittauglicher wird der Verbrauch selbst in Zukunft sein. Allerdings sind Neukäufe, insbesondere typischer Großverbraucher wie Kühlschrank oder Gefriertruhe, nur ein Teil. Der andere ist ein Verzicht mit Augenmaß. Nicht alles, was interessant aussieht, muss auch gekauft werden.

2. Photovoltaik:

Es dürfte auf der Hand liegen: Energiepreise, die man nicht, oder wenigstens nur teilweise, mittragen muss, können einen weit weniger bis idealerweise gar nicht tangieren. Unter diesem Aspekt gibt es mittlerweile für Hausbesitzer praktisch keine Ausrede mehr, um keine Photovoltaik zu installieren – sofern natürlich nicht das gesamte Gebäude/Grundstück extrem sonnenungünstig abgeschattet wird.

Schon heute gewinnt eine Anlage bei allen Berechnungsparametern in Sachen Wirtschaftlichkeit – je größer die Anlage und je höher dadurch der Eigenverbrauch, desto besser. Die Rechnung wird noch positiver, je mehr die Preise für fremderzeugten Strom anziehen.

Allerdings: Eigenverbrauch ist das zentrale Stichwort. Prinzipiell gibt es dadurch für viele Haushalte keine Alternative, als die Photovoltaik mit einem Stromspeicher zu ergänzen. Naturgemäß erhöht er die Anschaffungskosten. Allerdings ist er gleichsam ein zentrales Werkzeug zur Effizienzmaximierung. Denn nur der Stromspeicher gestattet es, die Benutzung des selbsterzeugten Stroms zeitlich von seiner Erzeugung zu trennen.

  • Ohne Stromspeicher muss man PV-Strom dann verbrauchen, wenn er entsteht. Andernfalls wird jedes „überflüssige“ Watt ins öffentliche Netz eingespeist – zu mittlerweile traurig weit unter den Strompreisen liegenden Einspeisekosten. Das ist also schlecht für die Amortisation der gesamten Anlage.
  • Mit Stromspeicher hingegen verbraucht man „seinen“ Strom, wenn es Bedarf dafür gibt – in sehr vielen Haushalten größtenteils erst dann, wenn die Sonne untergegangen ist. Dadurch erfolgt eine viel raschere Amortisierung.

Jedoch: Gleichsam werden PV-Anlagen mutmaßlich teurer werden, je höher die Netzstrompreise klettern. Nicht nur, weil dann noch mehr Menschen Solarstrom für sich erzeugen möchten, sondern weil in immer mehr Bundesländern eine PV-Pflicht bei Neubau und (Dach-) Sanierung greift. Beides steigert naturgemäß die Nachfrage und somit den Preis.

Einfach gesprochen: Möglichst zeitnah zugreifen, solange die Preise noch überschaubar sind, alles zeitnah verfügbar ist – und es außerdem noch KfW-Kredite für PV gibt und null Prozent Mehrwertsteuer gelten. Beides ist nicht zwingend in Stein gemeißelt, wie das Beispiel der durch Wirtschaftsminister Habeck eingestellten KfW-Förderkredite für energieeffiziente Häuser zeigt.

3. Solarthermie:

Insbesondere, wenn zuhause sehr viel Eigenstrom erzeugt werden kann (PV kann ebenso an Fassaden und auf Nebendächern installiert werden), dann ist eine Wärmepumpe gleichwelcher Bauart, mitunter alternativ eine hocheffiziente und -moderne Split-Klimaanlage, definitiv die zukunftssicherste Heizungsform; schon allein deshalb, weil ihr Strom aus unterschiedlichsten Quellen stammen kann.

Aber: Mit einem typischen Einfamilienhaus kann es aufgrund der limitierten Fläche mitunter schwierig werden, genügend Eigenstrom zu erzeugen, um den Haushalt an sich und die Beheizung sicherzustellen.

Solarthermie kann diesbezüglich Verbrauch und Kosten stark reduzieren. Einfach, weil sie die Heizung sowohl unterstützen als auch für sich allein heizen kann, wenn es nicht allzu kalt ist – was aufgrund des Klimawandels in vielen deutschen Regionen im Herbst/Winter sowieso schon heute immer häufiger der Fall ist.

Der einzige Strom, den Solarthermie benötigt, ist der für die Umwälzpumpe. Die verbraucht jedoch so wenig, dass prinzipiell schon ein Balkonkraftwerk mit Akku dafür genügt.

4. Wärmetransparente Böden:

Bei den meisten Projekten wird eine Wärmepumpe mit einer Fußbodenheizung kombiniert, denn das ist die effizienteste Herangehensweise, weil die Vorlauftemperaturen und somit der Verbrauch reduziert werden. Aber das funktioniert nur, wenn die Fußbodenheizung ordentlich abstrahlen kann.

Zwar gibt es verschiedene Fußbodenmaterialien, die mit dieser Heizung kombiniert werden können. Nicht alle sind jedoch gleichermaßen tauglich, weil sie unterschiedliche Wärmeleitwerte haben.

Hier funktioniert das Prinzip der Dämmung umgekehrt: Wo eine Wand möglichst gut dämmen soll, sollte der Fußboden oberhalb der Heizschlangen hingegen sehr schlecht dämmen, bzw. eine hohe Wärmetransmission haben. Hierbei gewinnen

  • Keramik,
  • Steinzeug,
  • Naturstein und

ähnliche Materialien. Nicht nur, weil sie Wärme gut durchlassen, sondern weil sie nicht schwimmend verlegt werden; es also keine Dämmbrücke aus Luft gibt. Selbst in einem ansonsten völlig gleich ausgestatteten Haus mit deckungsgleich eingestellter Heizung kann das einen beträchtlichen Unterschied machen.

Naturgemäß endet diese Vorgehensweise jedoch noch nicht beim Fußbodenmaterial. Ebenso zählt, was sich darauf befindet. Schlechte Karten nicht nur für Läufer und andere Teppiche, sondern ebenso Möbelstücke, die allzu dicht über dem Boden stehen. Insofern kann beispielsweise eine hochbeinigere Couch ebenso beim Energiesparen helfen, weil der darunterliegende Teil der Fußbodenheizung dort besser abstrahlen kann. 

5. Regenwassernutzung:

Dürren werden immer häufiger und stärker werden. Gleichsam wird es immer kostspieliger, Schadstoffe zu filtern und Leitungswasser zu erzeugen.

Der private Trinkwasserverbrauch spielt hier zwar nur eine untergeordnete Rolle. Selbst auf die vielgescholtene Landwirtschaft entfallen nur gut zwei Prozent der gesamten Grundwasserentnahme. Dennoch kann und wird das alles Haushalte mit zwei Auswirkungen treffen:

  1. Leitungswasser wird allgemein teurer. Unter anderem könnte dazu noch ein neues EU-Gesetz beitragen, das allgemein strengere, da lückenlose, Kontrollen zwischen Quelle und Hahn verlangt.
  2. Es könnte in extremen Dürrephasen durchaus zu Situationen kommen, in denen der Verbrauch zwangsweise eingeschränkt wird. Aktuell ist hier zwar nur von Zeitfenstern die Rede, in denen die Bewässerung von Ziergärten verboten ist. Je nachdem, wie der Niederschlag in den kommenden Jahren ausfällt, kann das jedoch rasch zu deutlich strengeren Vorgaben umschlagen.

 

Auf den ersten Blick mag hiergegen ein eigener Grundwasserbrunnen wie die ideale Lösung wirken. Schließlich kann der mit entsprechenden Filtern völlig legal kostenloses Nass in Trinkwasserqualität liefern.

Doch so richtig das prinzipiell sein mag, so sehr ist die Denkweise zu kurzsichtig: Die Grundwasserpegel fallen schließlich; das ist ja das Hauptproblem. Ein eigener Brunnen verschlimmert daher die Misere. Da Brunnen zudem zumindest bei der Wasserbehörde angezeigt werden müssen, könnte es in schlimmen Dürreperioden durchaus zu Situationen kommen, in denen der Betrieb gänzlich verboten wird – inklusive Behördenmitarbeiter, der den Anschluss verplombt.

Deutlich besser wäre es deshalb, den Bagger nicht für einen Brunnen, sondern eine XXL-Zisterne anrücken zu lassen.

  • Sie wird auf der Zufluss-seitig mit sämtlichen verfügbaren Dachflächen und Regenrinnen verbunden.
  • Auf der anderen Seite erfolgt via Pumpe/Hauswasserwerk ein Anschluss an einen eigenen Wasserkreislauf des Hauses.

Solches Regenwasser kann nach einfachster Filtrierung direkt für die Toilettenspülung genutzt werden und beispielsweise Wasserhähne im Garten versorgen. Mit etwas besseren Filtern kann darüber jedoch sogar die Waschmaschine betrieben werden – einer der größten einzelnen Wasserverbraucher in jedem Haushalt.

Nebeneffekt dabei: Da Regenwasser keinen Kalk und andere Mineralien enthält, ist es sehr weich, wodurch man sich den Weichspüler sparen kann.

Mittelfristig könnte sich dieses System sogar noch upgraden lassen. Derzeit befinden sich Filtersysteme in der Erprobung, die dieses Grauwasser aus Waschmaschine, Dusche und Waschbecken wieder aufbereiten und somit eine erneute Nutzung zulassen – im Zweifelsfall Dutzende Male.

6. Wärmedämmung:

Die Wärmedämmung von

  • Keller, 
  • Fassade, 
  • Fenstern, 
  • Türen, 
  • Zimmerdecken und 
  • Dach

gehört zu denjenigen Maßnahmen, die sicherlich den meisten Aufwand bedeuten. Dafür aber ist das Einsparpotenzial wirklich enorm – aus mehreren Gründen:

  1. Das Gebäudeinnere wird rascher und dadurch mit weniger Energieaufwand und Kosten erwärmt oder gekühlt.
  2. Das eingestellte Temperaturniveau wird länger und mit weniger Energieaufwand gehalten, obwohl die Außentemperaturen dramatisch unterschiedlich sind.
  3. Es wird mehr Wärme in der Bausubstanz gespeichert. Dadurch lässt sich beispielsweise bei Abwesenheit weniger Energie verbrauchen, ohne dass die Temperatur zu stark absinkt bzw. steigt.

 

Eine starke Wärmedämmung rentiert sich dadurch sowohl bei Hitze als auch Kälte und reduziert somit ganzjährig den Verbrauch – und wird beim Sanieren steuerlich stark begünstigt.

Wirklich effektiv wird sie jedoch erst, wenn das Gebäude möglichst kleinzellig aufgeteilt ist. Insofern sind offene Wohnraumgestaltungen eher suboptimal – sie können jedoch stets nachträglich und in günstiger Trockenbauweise mit Dämmmaterialien dazwischen energetisch erheblich aufgewertet werden. 

 

 

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